Ein Oktober (weitgehend) ohne Reisen. Mit der Hoffnung zur Ruhe zu kommen, was nur wenig funktioniert. Diese Woche das erste Mal unschön angeschossen worden mit persönlichen Beschuldigungen, gelogenen Informationen und was man sich so ausdenken kann. Bin nicht sicher, ob ich mit diesem Aspekt der Gremienarbeit umgehen kann und überhaupt geeignet bin. Für das politische und den ganzen Dreck. Aber mir gefällt die Arbeit mit Gesetzestexten und das Strukturierte, das darin liegt.
Als Ausgleich den ersten Kürbis geschnitzt, wenn ich auch kein Freund von Halloween bin. Mir gefallen die handwerkliche Tätigkeit, die Gesichter, die entstehen, das Licht und der schöne Kürbis-Geruch. Bin immer weiter weg von den ganzen Coolness-Konzepten, die sich von „dem Normalen“ abgrenzen müssen und „die-Dinge-müssen-so-und-so-sein“.
Ich weiß ja auch nicht. Meine Idiotie. Warum bist Du so ruhig und ich bin es nicht? Im Supermarkt nehme ich eine Flasche Federweißer. Dinge, die es nur zeitweilig gibt und die eine Jahreszeit markieren. So wie erste Erdbeeren im Mai. Ich schaue noch einmal die Gärtnerin von Versailles. Ich mag all das Üppige an dem Film. Und ich mag Kate Winslet. Ich habe so schwere Augenlider. Vielleicht bin ich am Sonntag wach.
Mix oil, egg yolk, flour, rum to make a dough and bake it at 220 degrees for 15 minutes on a greased baking sheet. The dough is bubbling. Melt butter and pour it over the baked cake. Sprinkle everything with lots of powdered sugar.
So today I cooked something new: Orange coconut soup. You find the recipe below. As always, I didn’t stick to the quantities given very strictly, but rather cooked according to feeling.
Orange coconut soup with mince
2 tbsp oil 1 onion 400g leek 150g tomato puree 600g mince 0.75ml vegetable stock 3 tbsp coconut flakes 200ml orange juice 3 tbsp of tomato paste salt and pepper
Fry the onions in oil and add the mince and season with salt and pepper. Add the leek and cook until cooked. Add coconut milk, tomatoes and tomato paste and cook a little more. Roast the coconut flakes in the pan and add.
Ich habe die Narrenschelle angelegt: Mir zur Erinnerung und den anderen zur Warnung. Ich gehe allen auf die Nerven. Und mir auch. Die Kekse gingen nach Rom, das war der bessere Teil der Woche. Consegnata.
Streit mit A. darüber, dass sie für die Verbesserungen ihrer Situation auch eintreten muss. Sie will nicht. Schmollt und trotzt und wird emotional. Weil sie nur einen befristeten Vertrag hat, sagt sie. Aber das stimmt so nicht oder nicht nur. Sie scheut Konfrontationen. Ich habe lange befristet gearbeitet und trotzdem den Mund aufgemacht. Soweit es eben möglich war. Meine Wut macht hässliche Gedanken: Sie, die alles bis zur Promotíon von Papi und Mami nachgetragen bekommen hat und jetzt in Konsequenz in kompletter Unselbstständigkeit lebt. Vergegenwärtige mir, was ich an ihr habe. Viele strukturelle Unsicherheiten zur Zeit (wechselnder Chef, ggf. scheidende Kollegin). Immer noch die vorhandenen Pandemie + unschönen Auseinandersetzungen. Über allem liegt eine Spannung, die sich jeden Moment entladen kann und das auch immer häufiger tut.
Verbiete mir jetzt auch das Träumen. So geht man Enttäuschungen aus dem Weg, bilde ich mir ein. Hinzu der Trotz, dass sich doch real etwas verbessern müsse. Nur manchmal macht mir im Gedanken morgens heimlich einer Frühstück .
Diese Woche auch: Das erste Mal Kino nach 2 Jahren. Man wird mit Codes durchgeschleust, wie man jetzt überall durchgeschleust wird. Niemand trinkt im Foyer Wein. Ich lasse die FFP-2-Maske auf, auch wenn das nicht gefordert ist. Ein wenig schummele ich, indem ich Limo und Chips kaufe und unter die Maske schiebe. Aber Kino mit gar nichts kann ich mir nicht vorstellen. Ich hoffte, Bond würde mich mit der alten Zeit verbinden, aber auch hier nur Differenz.
Ein Blick aus dem Hotelfenster Mitte Juni in Bonn. Der Moment als sich die Welt ver-rückt anfühlte. Ihr lügt euch in die Tasche, dachte ich, wenn ihr denkt, dass alles wieder in Ordnung kommt. Wie ihr da lauft in eurem Glauben.
Was später war, das habe ich nur geträumt. Als Wunsch in meinem Kopf – jemand, der mitkommt. Neblig die Erinnerung & flieg jetzt fort, ja?
Du hast halt nichts als Scheiße im Kopf.
(Edit: Als würden sie an mir ziehen, so vom Nebel weg: Liegt eine Postkarte von M. im Kasten und P. schreibt aus L.A. Sie will nächsten Sommer nach Deutschland kommem und mich sehen. Mich. Nächsten Sommer.)
(Edit 2: Das wesentliche Gefühl 2021: Dass man sich durch dieses Leben durchprügelt.)
The first cookies baked this year. The first in the morning with walnuts and white coverture, the others in the evening with blueberries and lemons. Here are the recipes.
Otherwise slept in the sun in a park, every second of the sun is now taken away.
Blueberry-lemon cookies
½ organic lemon 125 g soft butter 150 grams of sugar 1 packet of vanilla sugar salt 1 egg (M) 200 g flour 1 teaspoon Baking powder
Rub the zest from the lemon. Mix all ingredients, form biscuits and bake at 180 degrees for 20 minutes.
Walnut cookies
100 g white couverture 40 g walnut kernels 100 g soft butter 100 g of sugar 2 teaspoons of vanilla sugar or 1 teaspoon of vanilla extract 1 egg (M) 1 teaspoon baking powder 200 grams of flour
Chop the walnuts and coverture and mix with the remaining ingredients. Shape biscuits and place them on the baking sheet at intervals. Bake for 8 minutes at 200 degrees.
The train stopped in Koblenz for half an hour and in Hamburg I am thrown from the subway because a madman is threatening the citizens and the police with a knife.
Before family obligations stoped me, I visited the Museum am Rothenbaum. There is an exhibition on cartography and color. After months of staring at the chronoscope, the real maps overwhelmed me.
The five Chinese phases, wuxing, have been incorporated into a Korean map. Red is the south, the west is white, black is the north, green is the east and yellow is the center.
I spend a long time in front of a pictorial map of Wutaishan, a Buddhist pilgrimage site about 350 km from Beijing. The pictorial maps are my favorite anyway, I could look at them for hours.
I learned that iron gall ink was made of iron and oak galls that are caused by chemicals injected by the larva of certain kinds of gall wasps.
In an adjoining room there is an exhibition about the women who worked in the museum at the beginning of the 20th century and who inventoried and drawn the museum pieces. Little biographical information and personal testimonies have been received from the women, but many have attended the arts and crafts school in Hamburg.
Henriette „Henny“ Wagener
Initially, from 1905, a male research assistant was entrusted with the inventory of the objects, but was replaced by female technical assistants from 1907. They earned 100 marks a month, which was half the pay of a male research assistant. The Hamburg Museum was the first in Germany to employ women as assistants. A draftswoman created index cards for 1,500 objects on average each year.
„Da waren wir letztzes Jahr auch… oder in Duisburg… oder in Dortmund… ich kann die ganzen Städte mit D nicht auseinander halten“, schreibt die Schwägerin. Gut, dass das in Duisburg oder Dortmund niemand weiß, denke ich bloß. Ich war noch nie in Düsseldorf, doch sein Ruf ist denkbar mies, nur reiche Schnösel dort. Kölner hassen es. Aber mir gefällt die Aussicht auf moderne Architektur und dass es von meinem Dorf meiner Stadt aus halbwegs erreichbar ist. Ich reise mit einem Granatapfel-Sämling, der zu klein und wurzellos ist, um über das Wochenende bewässert zu werden. Pflanzen-Reisende sind gute Reisende. Ich traf mal eine sehr nette junge Frau mit Zitronenpflanzen in der Bahn.
Ich lerne: Düsseldorf hat eine große japanische Cummunity, überall gibt es Restaurants mit wunderbarem Essen. In einem japanischen Supermarkt kaufe ich eine Süßigkeit, die köstlich schmeckt. Auch lerne ich: Horden kreischender Teenager sind eine Pest, sowieso das viele junges Partyvolk, auch im Hotel.
Am nächsten Tag frühstücke ich um 7, damit ich den jungen Hipstern aus dem Weg gehe. Das Buch trage ich mit mir, um einen Tisch zu besetzen. Das Handtuch-Buch, wichtiger Begleiter aller Alleinreisenden. Nach dem Frühstück dann doch sehr faul. Ich brauche Zeit, um mich auf den Weg zu machen. Jemand hat auf einer Wand mit Kreide ein Pamphlet mit Anweisungen und Telefonnummern hinterlassen. Tüte Milch besorgen. Menschenfleischhändler. Die Ampeln haben eine viel zu kurze Grünphase und einen aggressiven gelben Balken, der einen darauf hinweist, dass das Recht sich auf der Fahrbahn zu befinden bereits erloschen ist. So auffällig: Die Diskrepanz zwischen den zahlreichen Penner auf der Straße und den fetten Karren, die geräuschvoll an der Ampel beschleunigen. Google betrügt mich, dort wo Leysieffer (Meersalzschokolade!) sein sollte befindet sich jetzt eine andere Chocolaterie, ich kaufe trotzdem eine Tüte frische Schokolade (Zartbitter-Chilli, Weiß-Haselnuss, Vollmilch- Mandelsplitter). Ich lande gar nicht bei Architektur, sondern auf den Rheinwiesen. Die Woche steckt mir in den Knochen und ich schlafe unter einem Baum erst einmal wieder ein. Um mich herum laufen Menschen und sammeln Müll, irgendeine Mach-deine-Stadt-schöner-Aktion. Auf dem Rückweg streife ich die Kö, ein kompletter Stress auf einen Samstag, obwohl ich schon neugierig gewesen wäre. Zumindest einmal von der Seite Schuhe für 2000 Euro. Vor den Restaurants stehen lange Schlangen und warten auf einen Tisch. Ich werde später essen. Für fünf Minuten laufe ich einer Frau mit einem wunderbaren Parfum hinterher.
I had raclette for dinner. I’m wearing a warm sweater and I’m starting to write letters and watch films on Netflix again. Autumn is coming. As if winter had long fingers and their tips were already brushing you here and there, you can’t really tell yet whether it was a touch or just imagination. Much too early and we all waited so longingly for this summer, the summer after the lockdown, which wasn’t a real summer at all. I’m not really through this lockdown sleepiness, at the same time I’m so hungry for life it hurts. Who wiill wake me up?
I create activities for myself in order not to remain in melancholy: drawing, learning Arabic song lyrics. But the activities seem to me to be vain and self-referential, since they arise only from my own curiosity and have no external goal. Like it’s a crime to have intellectual needs.
Right now I have trouble imagining the beauty of autumn, the storms outside, the warmth inside, with books and tea and cookies and peace. Maybe I had too much of all of this last year and that’s why I no longer look for it. And I also push away a lot. Push away what this pandemic means in the long term and that it will no longer be the same as it was before. Sometimes I still dream of long journeys on which I discover many things, but in reality I don’t feel comfortable while traveling at all even inside Germany. And I will miss people. I’ve never had problems being alone, but the long period of self-isolation has created some kind of break, it suddenly has a hardship for me that it didn’t have before. And the isolation phase will soon begin again. Even if there will no longer be an official lockdown, it is better to be careful if you are not completely stupid.
Auf dem Rückweg vom Meer eine Nacht in Köln verbracht, im Motel One, an das ich seit der WikiCon 2014 angenehme Erinnerungen habe. Ich mag den Innenhof mit den Backsteinbauten und den über alles wachsenden Pflanzen. Am nächsten Tag treffe ich Edmond Goncourt, den ich seit vielen Jahren eher mit einem halben Auge verfolge und der mir vor allem durch seinen eigenweltlichen Blick beim Fotografieren aufgefallen ist, denn seine Texte habe ich nie wirklich gelesen. – Wie schräg das ist, wie man sich selbst im Vorfeld gleich raus sortiert. Immer noch. (Das ist zu abgehoben, das verstehst Du eh nicht usw.). Dabei sind sie eigentlich ganz schön, die Texte. Merke ich… jetzt. – Das Arbeiterkind in mir steht dann auch nervös in der Bahnhofshalle: Ob denn mein bildungsbürgerliches Know How für Smalltalk reichen wird? Ich habe Glück und der echte Goncourt ist geerdet genug, um mich zu entspannen und gebildet genug, um nicht zu langweilen. Sowieso: Was für ein wunderbarer Mensch. Zu Hause merke ich, dass mich seine (wieder) Text-Existenz irgendwie stört. Wäre lieber einfach weiter geschlendert, so plaudernd und schauend und nicht wissend, wo genau ich eigentlich bin. Dafür gibt mir die Unterhaltung einen Ruck, doch noch einen Baum für O. über Kölner Grün pflanzen zu lassen, etwas, das ich schon seit 1 1/2 Jahren plane und immer wieder aufschiebe, natürlich auch wegen der Kosten. Aber wenn Menschen wie Goncourt viel Geld für totes Holz ausgeben können, kann ich das doch auch für lebendiges, oder? (Argumentiere ich mit mir selbst).
Hof der Kirche, deren Namen ich vergessen habe
[Break: Das erste, das ich sehe als ich die Arbeits-E-Mails öffne: Mein Lieblings-A., der Hausmeister, ist tot, nicht mal 60.]
Martinskirche, Trier
Heute: E. und R. sind mit Wohnmobil ein paar Tage von Ehrenfeld nach Trier gekommen. Letztes Jahr waren beide mein erster Besuch nach dem Frühjahrs-Lockdown, sehr dankbar dafür. Dieses Jahr waren beide die ersten, die ich seit Monaten umarme, wieder sehr dankbar. Es stellt sich raus, dass sie auf der Flucht vor den Wirren der letzten Monate sind, welche sich über den Tisch eines thailändischen Imbiss vor mir ausbreiten. Irgendwo muss der Kram ja hin. Misstrauisch beäugen sie die Zukunft, „was-denn-da-jetzt-noch-kommt“. Nix, sage ich, ab jetzt wird alles besser. Und seltsamerweise fühlt es sich für mich tatsächlich auch so an. Ich rede noch was von SelfCare, weiß aber jetzt schon, dass E. sich nicht dran hält. Was die beiden auszeichnet: Sie sind die einzigsten meiner Bekannten, die die Trierer Stadtwerke besichtigt haben, um die Architektur zu fotografieren. Und Mariahof. Eben doch die besseren Touristen. Kommt bald wieder.