D-Dorf I

„Da waren wir letztzes Jahr auch… oder in Duisburg… oder in Dortmund… ich kann die ganzen Städte mit D nicht auseinander halten“, schreibt die Schwägerin. Gut, dass das in Duisburg oder Dortmund niemand weiß, denke ich bloß. Ich war noch nie in Düsseldorf, doch sein Ruf ist denkbar mies, nur reiche Schnösel dort. Kölner hassen es. Aber mir gefällt die Aussicht auf moderne Architektur und dass es von meinem Dorf meiner Stadt aus halbwegs erreichbar ist. Ich reise mit einem Granatapfel-Sämling, der zu klein und wurzellos ist, um über das Wochenende bewässert zu werden. Pflanzen-Reisende sind gute Reisende. Ich traf mal eine sehr nette junge Frau mit Zitronenpflanzen in der Bahn.

Ich lerne: Düsseldorf hat eine große japanische Cummunity, überall gibt es Restaurants mit wunderbarem Essen. In einem japanischen Supermarkt kaufe ich eine Süßigkeit, die köstlich schmeckt. Auch lerne ich: Horden kreischender Teenager sind eine Pest, sowieso das viele junges Partyvolk, auch im Hotel.

Am nächsten Tag frühstücke ich um 7, damit ich den jungen Hipstern aus dem Weg gehe. Das Buch trage ich mit mir, um einen Tisch zu besetzen. Das Handtuch-Buch, wichtiger Begleiter aller Alleinreisenden. Nach dem Frühstück dann doch sehr faul. Ich brauche Zeit, um mich auf den Weg zu machen. Jemand hat auf einer Wand mit Kreide ein Pamphlet mit Anweisungen und Telefonnummern hinterlassen. Tüte Milch besorgen. Menschenfleischhändler. Die Ampeln haben eine viel zu kurze Grünphase und einen aggressiven gelben Balken, der einen darauf hinweist, dass das Recht sich auf der Fahrbahn zu befinden bereits erloschen ist. So auffällig: Die Diskrepanz zwischen den zahlreichen Penner auf der Straße und den fetten Karren, die geräuschvoll an der Ampel beschleunigen. Google betrügt mich, dort wo Leysieffer (Meersalzschokolade!) sein sollte befindet sich jetzt eine andere Chocolaterie, ich kaufe trotzdem eine Tüte frische Schokolade (Zartbitter-Chilli, Weiß-Haselnuss, Vollmilch- Mandelsplitter). Ich lande gar nicht bei Architektur, sondern auf den Rheinwiesen. Die Woche steckt mir in den Knochen und ich schlafe unter einem Baum erst einmal wieder ein. Um mich herum laufen Menschen und sammeln Müll, irgendeine Mach-deine-Stadt-schöner-Aktion. Auf dem Rückweg streife ich die Kö, ein kompletter Stress auf einen Samstag, obwohl ich schon neugierig gewesen wäre. Zumindest einmal von der Seite Schuhe für 2000 Euro. Vor den Restaurants stehen lange Schlangen und warten auf einen Tisch. Ich werde später essen. Für fünf Minuten laufe ich einer Frau mit einem wunderbaren Parfum hinterher.

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