Bonn

Geplant war eigentlich am Samstag im Frankenbad zu schwimmen, das direkt gegenüber des Hotels liegt. Das Bad muss aus den 60er Jahren stammen und sieht so aus als würde es jeden Moment zusammen fallen. Leider fiel dies aus, da es wegen einer Veranstaltung geschlossen war. Wikipedia verrät mir, dass es tatsächlich 1960 gebaut wurde und unter Denkmalschutz steht.

Ich weiß nicht, woran es liegt, aber teure Desigual-Taschen geben bei mir auf Reisen immer den Geist auf und zerfallen in ihre Einzelteile. Letztes Jahr auf Madeira und so auch hier. Am Freitag Morgen also bei Deichmann ein billiges Exemplar in beige-braun-weiß erstanden, das genauso aussieht wie der Milchkaffee in der Boulangerie, den ich vor Abfahrt trinke. Dann mit dem Zug nach Köln, den Dom von innen bewundern. Er gefällt mir ganz gut, aber die besseren religiösen Erlebnisse dieses Tages stehen noch aus, ich weiß nur noch nichts davon. Anschließend den Stand meines gepflanzten Baumes an der Ulrepforte überprüfen: Er wächst sehr schön. 

Zurück in Bonn gehe ich ins Frauenmuseum. Und dort gibt es die weltweit einzig ökumenisch geweihte Hauskirche in einem Museum. Die Getrudiskapelle, benannt nach der ehemaligen Kapelle im Rheinviertel. Ihr Andenken wird durch Curt Delander bewahrt, einen schwulen Travestiekünstler und Katholik. Die ganze unfassliche Geschichte kann man sich hier angucken.

Auf dem Weg zum Frauenmuseum komme ich zufällig an der St.-Franziskus-Kirche vorbei, was gut passt, da heute der Gedenktag des Hl. Franziskus ist. Ich erfahre, dass es am Abend eine gemeinschaftliche eucharistische Anbetung gibt und beschließe dort auch hinzugehen. Meditiere also 1 Stunde mit vier mir unbekannten Frauen, umrahmt von einem Lied am Anfang und am Ende. „Ich bin gar nicht aus Bonn“, sage ich zum Schluß. „Ach, unsere Tür ist immer offen“, meint die Gitarrenspielerin.

Am Samstag in den Botanischen Garten. Ich lerne, es gibt hinterlistige Blumen die sich tatsächlich Täuschblumen nennen. Eine täuscht vor, Pilze zu haben, damit zieht sie Pilzmücken an, die sie dann bestäuben, aber leider ihre Eier dort umsonst ablegen. Ich entdecken ein wunderbares Café,  den Naschkasten. Dort gibt es herrliche sizilianische Orangentorte. Wandere anschließend über die Rheinbrücke nach Beuel, in der dortigen St.-Josefs-Kirche bekomme ich ein spontanes Orgelkonzert.

Am Sonntag auf dem Rückweg dann einen Abstecher nach Maria Laach. Das Kloster ist im Sommer und Herbst ein Magnet für Touristen und ich erinnere mich an die himmlische Ruhe im Januar und wie ich um 5:30 Uhr am Morgen zur Laudes ging. Verweile trotzdem lange unter dem großen Mosaikbild des Pantokrator-Christus, ein Werk der Beuroner Kunstschule. Eine Postkarte dieses Mosaiks steht bei mir zu Hause In der „Gebetsecke“. Jedenfalls war dieses Kloster ein wichtiger Meilenstein bei meiner Entscheidung mich taufen zu lassen.