Archiv der Kategorie: krieg

Sound of the city

Ab Münster gibt es so etwas wie grün, dass das Herz erleichtert, die abgestorbene Vegetation in Trier hat mich emotional belastet. Auch spürt man Natur hier ja eh nicht so, da es eine Großstadt ist.

Treffen mit J. im Park. Die Leichtigkeit mit der wir Gespäche führen und die Leichtigkeit mit der wir aneinander anknüpfen können, auch nach längerer Zeit der Abwesenheit, die ist sehr wohltuend. Sie wirkt sehr müde, der Job als Kindergärtnerin, 2 Corona-Infektionen kurz nacheinander, sie ist jetzt Mitte 50. Die Kirchenleitung sagt, sie könne ruhig mal eine Kur machen, aber ihr Pflichtbewusstsein schafft das nicht. Ich rede auf sie ein, sehe aber, dass das sinnlos ist.

Am nächsten Tag die andere J., J2. zur Mittagspause. Ebenfalls Mitte 50, voller Tatendrang: Lässt sich gerade scheiden, hat mit ihrem neuen Freund ein Haus in Südfrankreich gekauft, für sich selbst aus dem Scheidungsgeld + Kredit ebenfalls ein kleines in Billstedt. Eine Anlage soll es ein, damit die Söhne später etwas haben. 30 Jahre mit einem sehr gut verdienenden Ingenieur verheiratet, immer auf hohem Standard gelebt, Häuser, teure Reisen.

Die Klassenunterschiede der J’s. Lieben tue ich beide.

Wir reden über Prioritäten für diesen Winter, denn auch wir werden uns einschränken müssen. J2 ist mir sehr ähnlich, sie liebt Reisen und Sprachen. Ich könnte eher auf das Heizen von Zimmern verzichten als auf das Herumfahren.

Am Abend Spaziergang am Hafen.

Dienstag Abend dann Bruder und Schwägerin. Familiengeschichten, die Sorge um die Mutter. Auch hier keine Pläne bezüglich politischer Aktivitäten im Herbst, es ist sehr deprimierend. Erstaunen auch darüber, in den letzten Wochen zu viele Gespräche mit Menschen gehabt zu haben, die ich als erheblich politischer einschätze als mich selbst: Alle demotiviert, alle kein Plan. Mir selbst Grundlagen der Geopolitik von Dugin bei Amazon in Englisch geladen. Das Buch ist furchtbarer (oder so furchtbar) wie angenommen: Esoterischer Quatsch mit Erd- und Wasserkräften, gepaart mit Raumphantasien a la Volk ohne Raum. Es wäre skurril, wenn es nicht so gefährlich wäre. Völliges Unverständnis darüber, dass Teile der Linken diesen Quark auch noch in abgespeckter Form verbreiten.

Geräusche, die es in Hamburg nicht gibt: Glockenläuten.
Geräusche, die es in Trier nicht gibt: Das Bremsen der U-Bahn

Der Stand des Krieges

Wir sprechen jetzt von früher. Der Ölkrise. Vom Wärmeflaschen im Bett und Eisblumen an den Fenstern. Von Bädern ohne Dusche und dem Klo halbe Treppe. Von Badewasser, das mehrere Personen nutzten. Ich recherchiere, wie man Strom spart, aber die meisten der Tipps setze ich schon um. Die Jugend ist ohne Verzicht aufgewachsen, sagt K. Soll man Verzicht verklären? Ich fürchte weniger den materiellen Mangel als die sozialen und menschlichen Verwerfungen. An vielen Stellen sind sie schon da.

Ich _will _ mich kümmern und es ist auch politisch geboten. Manchmal zynisch, dass die Welt sich ihrerseits wenig um mich kümmert. Über Personalratsarbeit kann ich vielleicht etwas abzufangen. Sanitäterin bin ich ab September und ggf. dann einsatzfähig. Mehr zur Lage kann ich ggf. nicht beitragen. Ich frage mich, wie andere sich vorbereiten. Aber es scheint: Niemand. Alle genießen den Sommer. Verständlich, die P. sagt: Genießen wir, so lange wir noch können… Aber ich kann nicht wirklich abschalten. Gepaart mit schlechtem Gewissem, nicht ausgelassen zu sein. Wann solltest Du denn sonst auftanken, hm? Erinnerungen an die Beschreibungen aus Kästners Tagebuch: Im Krieg erst recht feiern.

Ich erinnere mich an die R.’s Erzählungen. In Aleppo standen sie nachts auf, um Wäsche zu waschen, denn es gab nur stundenweise Strom, manchmal eben auch nur nachts. Wir witzelten noch: Bald geht es Dir wieder so, nur, dass es eben kein Witz ist. Die Deutschen sind wie Schafe, die nicht glauben wollen, dass ihnen das passiert. Erinnerungen an die Memoiren von Simone de Beauvoir. Die Zeit vor dem 2. Weltkrieg, wo auch alle dachten: Es wird nicht so weit kommen. Trotzdem selbst zuweilen verstört, dass sich meine Realität immer mehr der meiner irakischen und syrischen Freunde anpasst.

Wenn D. da wäre, könnte er die Inflation erklären, überhaupt all die wirtschaftlichen Zusammenhänge, die ich nicht verstehe.

Back to black

Die Zeiten sind schlecht und bald noch mehr. Ich hätte mir einen Gefährten gewünscht, der Gedanke ist nicht mal romantisch, mehr pragmatisch. Mir graut davor, Krieg und Pandemie alleine zu bewältigen

Sicher können sie die Hochschulen schließen, sollte Stufe 3 in Kraft treten.

Aus Trotz Licht und Farbe produzieren : Schaffe ich nicht mehr.

Geschafft. (Edit: Seit heute auch „Dienstvereinbarung mobile Arbeit“ raus. Verbessert für die Kolleg:innen so vieles)

Bruder und Schwägerin mit Corona, Freundin das 2. Mal in 4 Wochen: Kindergärtnerin. Auf der Arbeit laufend jemand.

Krieg und Sanitäter

Unsortiertes zum Krieg:

  • Dieser Krieg wird lang und hässlich.
  • Die Propaganda von allen Seiten, hier vor allem: das Romantiseren des Krieges. Der junge, heldenhafte Präsident. David gegen Goliath. Der verrückte Putin.
  • Twitter noch schlimmer als sonst schon. Die Rechthaberdiskussionen bei denen es nur noch um Positionen geht, um die es sowieso schon immer ging und die Betroffenen kommen nur noch am Rande vor.
  • Presse noch schlimmer. Wie 10mal erklärt wird, dass Putin ja nicht gewinnen könne. Ist das so? Oder wird die Ukraine gerade verwurstet? Von der russischen Propaganda bekomme ich wenig mit, wird aber kaum besser sein.
  • Das ist jetzt der Punkt an dem ich nach 2 Jahren wirklich erschöpft bin.
  • Viele haben schräge Träume.
  • Viele machen konkrete Pläne wohin sie gehen können, wenn der Krieg auch hierher kommt. Ich habe einen Notfallrucksack, immerhin.
  • Der widerliche Rassismus. Die guten und die bösen Flüchtlinge.
  • Bisschen verwirrt, dass einige Migras zu dem Land in dem sie leben tatsächlich keinen Bezug haben und auch die Geschichte nicht kennen. Niemand geht davon aus auch hier ggf. auch nicht sicher zu sein.
  • Die Alten stecken es schlecht weg.
  • Nachrichten wie: NordStream 2 wartet keiner mehr, aber da ist schon Gas mit Druck drin. Angriff auf größtes Atomkraftwerk.
  • Als ob alles immer nach der gleichen Regie abläuft: Die Zivilgesellschaft darf jetzt wieder antreten und sich um die Opfer kümmern. Und natürlich machen das alle, was sollte man auch sonst tun?
  • Weiß nicht, warum ich daran denken musste, aber der beste Flug, den ich jemals hatte, war von Hamburg nach Kiew mit der russischen Fluggesellschaft Aeroflot.
  • Weiter funktionieren.
  • Ich habe eben eine Kategorie „Krieg“ erstellt, das kommt mit immer noch nicht real vor.

Lichtblicke: Am Wochenende endlich der Sanitätskurs A auf den ich seit zwei Jahren warte. Auch wenn ich eigentlich kaputt bin. Besuch aus Berlin von Frau Mama am Montag. Freue mich.