Ich war von der Ruhe überrascht. Obwohl die Abtei in der Stadt liegt herrschte im Gastflügel eine Ruhe als wäre man im Wald. Ein Wochenende „Wie in dieser Welt als Christin oder Christ leben“ in der Abtei. Bruder Y. war 35 Jahre Richter am Amtsgericht, dementsprechend war alles gut strukturiert und glitt nicht in Gefühlsduseligkeit ab, wobei ich wieder die Unterschiede zu den von Kindheit an Sozialisierten merkte. Während ich eher mit „Was können wir alles tolles machen?“ hinging, ging es bei den anderen doch viel darum, wie man das Schrumpfen der Christenheit in Europa erlebt. Zum Teil auch verständlich, gerade bei denen auf dem Land, wo kleine Pfarreien zu riesigen Pfarreien zusammengelegt werden und dann alle paar Monate ein aus Indien importierter Pfarrer vorbeischaut (wobei man deren Dienst gar nicht genug hochschätzen kann) und es kein richtiges Gemeindeleben mehr gibt. Zuweilen dann doch einiges sehr intensiv, aber das soll hier nicht Thema sein. Viel auch als Thema, was man macht, wenn man angegriffen wird, aber auch da bin ich wahrscheinlich noch so frisch, dass ich mit dem Gegenhalten keine Probleme habe. Aber ich kann ja eh nie die Klappe halten. Das Mit-Leben im Kloster kannte ich ja schon aus Maria Laach, zum Glück gibt es hier nur abends Schweigen und Tischlesung beim Essen im Refektorium und mittags kann man sich mit den Mönchen unterhalten. Wobei ich auch die Tischlesungen immer sehr genieße. Es ist einem freigestellt, ob man am Stundengebet teilnimmt oder nicht. Ich tue es aber, bis auf eine Komplet, weil ich den Eindruck hatte, für mich sein zu müssen und zu schreiben. Das letzte Mittagessen verpasse ich, weil ich Richtung Hannover weiter muss und am nächsten Tag nach Walsrode. Ein Seminar zu „Rechtswirksames Schreiben für betriebliche Interessensvertretungen“. Die Deutsche Bahn macht die Anreise wie erwartet schwierig. Das Verdi-Haus liegt etwas außerhalb in der Nähe des Vogelparks mitten im Wald. Im Sommer muss es traumhaft sein, Ende Oktober wird man mit tagelangem norddeutschem Sprühregen beglückt in dem sich aber auch spazieren gehen lässt. Dafür hat das Haus eine sehr schöne Sauna, die dann mehr zum Wetter passt. Wegen der Feiertage wurde das Seminar auf 3 Tage gekürzt, dementsprechend dicht ist alles und ich merke am zweiten Tag auch, dass mein Bedürfnis nach sozialer Interaktion langsam gedeckt ist: Reden beim Frühstück, reden im Seminar, reden beim Mitagessen, wieder Seminar, Kaffee, Seminar, Abendesse ggf. hinterher noch was trinken. Zurück in Hannover besuche ich die Basilika St. Clemens, die mir mit ihrem weißen Innenraum und den abstrakten Figuren sehr gefällt. Eine junge Frau verweilt in der eucharistischen Anbetung, dementsprechend laufe ich nicht rum und fotografiere nur dezent: Ich hasse das selbst, wenn ich im Gebet bin und Touristen laut redend und türeknallend durch die Kirche latschen. Besonders auch eine Maria-Staue mit Jesuskind und Heiliger-Geist-Taube. Aus irgendeiner Hinterhältigkeit heraus ist der Leysieffer-Laden geschlossen. Keine Meersalzschokolade für mich. Morgen Heimreise.
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Bonn
Geplant war eigentlich am Samstag im Frankenbad zu schwimmen, das direkt gegenüber des Hotels liegt. Das Bad muss aus den 60er Jahren stammen und sieht so aus als würde es jeden Moment zusammen fallen. Leider fiel dies aus, da es wegen einer Veranstaltung geschlossen war. Wikipedia verrät mir, dass es tatsächlich 1960 gebaut wurde und unter Denkmalschutz steht.
Ich weiß nicht, woran es liegt, aber teure Desigual-Taschen geben bei mir auf Reisen immer den Geist auf und zerfallen in ihre Einzelteile. Letztes Jahr auf Madeira und so auch hier. Am Freitag Morgen also bei Deichmann ein billiges Exemplar in beige-braun-weiß erstanden, das genauso aussieht wie der Milchkaffee in der Boulangerie, den ich vor Abfahrt trinke. Dann mit dem Zug nach Köln, den Dom von innen bewundern. Er gefällt mir ganz gut, aber die besseren religiösen Erlebnisse dieses Tages stehen noch aus, ich weiß nur noch nichts davon. Anschließend den Stand meines gepflanzten Baumes an der Ulrepforte überprüfen: Er wächst sehr schön.
Zurück in Bonn gehe ich ins Frauenmuseum. Und dort gibt es die weltweit einzig ökumenisch geweihte Hauskirche in einem Museum. Die Getrudiskapelle, benannt nach der ehemaligen Kapelle im Rheinviertel. Ihr Andenken wird durch Curt Delander bewahrt, einen schwulen Travestiekünstler und Katholik. Die ganze unfassliche Geschichte kann man sich hier angucken.
Auf dem Weg zum Frauenmuseum komme ich zufällig an der St.-Franziskus-Kirche vorbei, was gut passt, da heute der Gedenktag des Hl. Franziskus ist. Ich erfahre, dass es am Abend eine gemeinschaftliche eucharistische Anbetung gibt und beschließe dort auch hinzugehen. Meditiere also 1 Stunde mit vier mir unbekannten Frauen, umrahmt von einem Lied am Anfang und am Ende. „Ich bin gar nicht aus Bonn“, sage ich zum Schluß. „Ach, unsere Tür ist immer offen“, meint die Gitarrenspielerin.
Am Samstag in den Botanischen Garten. Ich lerne, es gibt hinterlistige Blumen die sich tatsächlich Täuschblumen nennen. Eine täuscht vor, Pilze zu haben, damit zieht sie Pilzmücken an, die sie dann bestäuben, aber leider ihre Eier dort umsonst ablegen. Ich entdecken ein wunderbares Café, den Naschkasten. Dort gibt es herrliche sizilianische Orangentorte. Wandere anschließend über die Rheinbrücke nach Beuel, in der dortigen St.-Josefs-Kirche bekomme ich ein spontanes Orgelkonzert.
Am Sonntag auf dem Rückweg dann einen Abstecher nach Maria Laach. Das Kloster ist im Sommer und Herbst ein Magnet für Touristen und ich erinnere mich an die himmlische Ruhe im Januar und wie ich um 5:30 Uhr am Morgen zur Laudes ging. Verweile trotzdem lange unter dem großen Mosaikbild des Pantokrator-Christus, ein Werk der Beuroner Kunstschule. Eine Postkarte dieses Mosaiks steht bei mir zu Hause In der „Gebetsecke“. Jedenfalls war dieses Kloster ein wichtiger Meilenstein bei meiner Entscheidung mich taufen zu lassen.
End of September
Auf dem To-Do-Zettel für das Wochenende steht „Bloggen“, neben allerlei Haushaltskram, den ich nur halb erledige. Aber wenn ich die Wahl zwischen Haushalt oder wandern habe, dann wähle ich wandern. N. hat eine Haushaltshilfe erzählt sie mir, während wir das Tiergartental durchlaufen.
Wir sprechen über unsere Ausbildungszeit: Ich war eine schlechte Schülerin, aber eine. ausgezeichnete Studentin. N. sagt, sie habe sich immer im Mittelfeld durchgeschlagen, das aber konstant.
Am Abend zuvor im Kino. Die Fotografin mit Kate Winslet. Der Film war besser als der Trailer vermuten ließ und Kate Winslet altert schön und sehr sinnlich. Wunderbar die Szene in Hitler’s Badewanne. Google hinterher das Original-Foto von Lee Miller, ja, auch die Stiefel sind da. Bin jedesmal dankbar, wenn ich eine neue historische Frauenfigur entdecke, die mir bis jetzt nicht bekannt war.
Morgens zum Friseur und zur Messe. Der diensthabende Pfarrer schafft es ernsthaft ein paar mahnende Worte zum Buch Kohelet zu sprechen – und wie das denn sein kann, das SOWAS überhaupt in der Bibel steht (ja, nur weil es vorchristlich ist!)-und ich muss mir Mühe geben nicht laut zu lachen. Dankenswerterweise fast gleichzeitug ein schöner Text von Dr. Werner Kleine:
In Momenten in denen man mit dem Kopf auf den Tisch schlagen möchte, muss man sich eben vergegenwärtigen, dass diese katholische Kirche nach wie vor ein heterogener Haufen ist.
Und auch: Bruder X. machte mich beim Gespräch am Mittwoch schmunzelnd: Er sagt beim Kreuzzeichen seien der vertikale Vater und der Sohn das preussisch Strickte und dann kommt der Heilige Geist und läuft quer 😉
Achja, der Papst war in Luxemburg. Die Kathedrale besuchte ich am Wochenende vorher, sie war aber schon für den Besuch geschmückt. Generell ist sie mir zu voll, wie alle bekannten Kirchen, die man zwar schön anschauen, aber in denen man nicht richtig beten kann. Besser gefällt mir die Michaeliskirche am Rande der Altstadt mit ihren wunderbaren bunten Fenstern, die in den 60er Jahren von mehreren Luxemburger Künstlern gestaltet wurden. Aber der eigentlich Zweck meines Besuches war natürlich das Schokoladenhaus Nathalie Bonn und eine Chili-Schokolade mit Sahne und Marshmallow.
Jetzt kann der Oktober kommen: Hallo Bonn, wir sehen uns..
FFM again
Mit Frankfurt verbindet mich jetz eine 20jährige Geschichte, begonnen mit der Wikimania 2005 über ein Referendariat einer Freundin bis hin zu einer weiteren syrischen Freundin, die erst in Trier lebte und nun dort bei der Commerzbank arbeitet. Bestimmte Rituale haben sich eingeschlichen, so dass Dumpling-Essen bei Aunty Zongs Noodle Bar und der Besuch des Palmengartens. Neu hinzu kommt der Besuch des Kapuziner-Klosters, direkt am Hauptmarkt gelegen. Eine Kerze anzünden, später merken, dass man da eigentlich keine Fotos machen darf, aber ich mag das Mosaik im Innenhof so, ich glaub, das ist der Dornenbusch, der da rechts oben brennt? Jedenfalls alles modern, man kann jetzt auch mit EC-Karte spenden und muss nicht Münzen oder sonstwas einwerfen.
Eine neue Entdeckung: Der Haupfriedhof. Ich habe erst Probleme, Adorno zu finden, aber eine tapfere Pilgerin lässt sich nich abbringen. Schopenhauer finde ich schnell, sein Grab ist aber nicht besonders schön. Irgendwann beschlossen, mich perspektivisch von meinen 15 Parfums zu trennen und nur noch wenige, teure zu besitzen. Dementsprechend auf der Zeil einen Zerstäuber und Nachfüllampullen Chanel No. 5 gekauft. Ein Gefühl wie damals, als ich mir einen Waldmann-Füller kaufte, ein teures Schreibgerät, das man auch den Rest des Lebens haben wird. Auf der Zeil treffen sich Hare Krishnas, Palästina-Demonstranten, missionierende Salafisten und ein riesiger Kostüm-King-Kong. Also alles wie immer. Im Palmengarten sind keine Schmetterlinge im Schmetterlingsgarten, wahrscheinlich ist gerade eine Kohorte verstorben und die neue noch nicht geschlüpft. Die Dumplings sind köstlich wie immer.
Zu Hause weniger erfreulich die Ergebnisse der Blutuntersuchung: Leberwerte und Cholesterin zu hoch, ich soll einen Termin für eine Ultraschalluntersuchung des Bauches machen, was ich aber auf nach den Urlaub verschiebe. Wenn es eine Fettleber ist, läuft das auf Diät hinaus und dazu habe ich dann erst später Lust. Bestelle aber schon mal ein entsprechendes Kochbuch. Das letzte Hemd hat keine Taschen, deshalb heute mit den Damen ins Paulaner Wirtshaus, Bier trinken und Leberkäse essen. E. zum ersten Mal in unserer Runde dabei. Wir schreiben zusammen an einem Projektantrag. S. redet mir gut zu, sie lebe schon eine halbe Ewigkeit auf Diät (Neurodermitis), auch damit ließe sich leben. Ich fühle den Sommer noch immer nicht richtig. Heute zum ersten Mal die Krähen am Straßenbeet gesehen, ein kurzer Hüpfer im Herzen. Langsam in die Planung für die Tage in der nächsten Woche (Urlaub) gehen: Ein Telefonat mit N., die jetzt schon über ein Jahr krank ist, ein Arztbesuch, Massage, ein Abendessen mit M., eine Andacht bei den Jesuiten (die hatte ich noch nicht, aber Bruder X. hat sie mir in Hamburg empfohlen). Immer noch die Vorstellung über Tage, an denen ich einfach nichts habe und mich nur treiben lasse. Aber ich bin in so vieles eingebunden, dass das kaum etwas wird. Übernächste Woche vielleicht.
Vom Wochenende + 2 Tage
Weil die Wahl in Frankreich so unsäglich ist, betreibe ich Realitätsflucht mit einer Dokumentation über Peter Lindbergh. Besonders beeindrucken mich die Bilder von Anna Nicole Smith, die ich als Person komplett verdrängt hatte. Ein Playboy-Bunny, das bei H & M-Werbung machte und vor allem Schlagzeilen, weil sie einen 89jähringen heiratete, der ihr nie ietwas vermachte. Lindbergh schaffte ihre Würde zu zeigen. In keinem seiner Bilder sieht ein Model aus wie ein Objekt, es gibt nur Subjekte. Bestelle also ein Buch.
Samstag das erste Mal seit langer Zeit wieder einen Erste-Hilfe-Kurs gegeben. Zwei Kameraden aus Kaiserlautern sind dabei, die hospitieren. G. ist am Anfang etwas nervös, ist aber ein großer Entertainer. Wir spielen uns die Bälle gegenseitig zu. Am Abend endlich ein Gewitter. Ich sitze auf dem Balkon und versuche Blitze zu fotografieren, so verpasse ich das Spiel. Mich am Sonntag weiter durch den Ratzinger gequält, der mir nicht liegt, aber ich habe mir vorgenommen, ihn durchzulesen.
Am Montag hole ich die Vespa ab, die bereits abends wieder den Geist aufgibt. Ich komme problemlos zur Abtei, schaffe aber auf dem Rückweg nicht mehr als 20 km/h. Herr X. reicht zudem nicht ein, was er hätte einreichen sollen und so kann ich nicht weiter arbeiten – Wut lässt mich die halbe Nacht nicht schlafen, als hätte irgendjemand etwas davon. Morgens wieder in die Werkstatt und ein Telefonat mit Herrn X., das mich ein wenig ruhig werden lässt. Zum Mittag Gespräch mit A. wie es sein kann, dass die Menschen ihre hart erkämpfte Freiheit so gerne wegwerfen. Sie meint, Europa sei im Abstieg und die Leute wissen das. Und das sei eben ihre Reaktion. Zum Feierabend lese ich einen schönen Satz, der von mir hätte sein können: „Für mich ist es so, dass das Leben immer spannend ist, weil ich dieses Überraschungsherz habe.“
Der kleine Knoblauch
Lächerlich winzig sind die Knollen des Knoblauchs, den ich im Oktober gepflanzt habe. Doch sie schön und schmecken hoffentlich auch.
Seit 10 Tagen steht die Futterstation für die Krähen nach nachbarlichen Auseinandersetzungen im Straßenbeet und hat dort Gottes Segen, jedenfalls hat sie bisher niemand geklaut.
Vor beginnender Urlaubszeit noch ein Treffen mit Bruder X. Wir haben uns auf einen Modus von offenen Fragen und Diskussion von Texten verständigt. Meine Fragen sind diesmal:
- Wo ist das lege in ora et labora (et lege) geblieben?
- Wie kommt der Unterschied von 73 und 66 Büchern zwischen katholischen und evangelischen Bibeln zustande?
- Hat jeder Mensch eine Berufung, auch die in Flüchtlingslagern?
- Warum isst man Oblaten bei der Eucharistie und kein ungesäuertes Brot?
- Ich dachte Messwein wäre rot – wieso ist der oft weiß?
- Warum gibt es manchmal ein oder zwei Ewige Lichte?
- Muss man den Rosenkranz nach Vorschrift beten oder kann man ihn einfach so als Gebetskette nehmen?
- Wie ist das Verhältnis von Führung und Eigenverantwortung?
- Die Trinidentinische Messe ist vom Ritusablauf ja eigentlich ganz nett, hatte es also politische Gründe, sie wieder ganz zu verbieten?
Weiter in „Einführung in das Christentum“ gelesen. Ich tue mich immer noch mit Ratzingers schwarz-weiß denken schwer, an einer Stelle behauptet er ensthaft, christliche Mystik wäre kein Christentum (Hallo, Eremiten?). Werde ihn aber fertig lesen.
Beim Arbeitgeber angefragt, ob ich nächsten Sommer 2 Monate unbezahlten Urlaub haben kann, ich möchte gern zur Seemannsmission in Hamburg oder irgendwo anders Basisarbeit machen. Könnte mir auch Obdachlosenarbeit bei den Kapuziner in Frankfurt oder den Franziskanern in Berlin vorstellen. Meine Chefin hat es nicht grundsätzlich abgelehnt, aber die gesamte Hochschulleitung muss zustimmen. Das sehe ich noch nicht.
Heute nochmal brav zur Urne gelatscht, Stichwahl der Ortsvorsteher. Zur Europawahl war ich Briefwahlunterlagen auszählen. Eine schöne Schicht von 12 Uhr mittags bis 0:30 Uhr in der Nacht. Am nächsten morgen gedacht, dass ich das nicht wieder mache. Aber ich glaube: eigentlich ,vermutlich, – doch.
Der Dauerregen verführt mich zu einer Sünde und ich buche doch noch eine Flugreise; Fuerteventura im November. M. freut sich, dass sie Besuch bekommt, sie wanderte vor 30 Jahren dorthin aus. So lange kennen wir uns jetzt schon. Und ich schulde ihr noch ein Essen.
Der Rest von Berlin und der Woche
Ein schöner sonniger Sonntag mit Frau Mama Wir trinken Kaffee, suchen eine Hinterhofkirche und finden sie nicht und schauen die Ausstellung über Elefantine. Ich kaufe natürlich viel zu viele Bücher, aber ist ja Urlaub, nicht? Später die Woche noch böser Unfall im Hause Mama – ihre Mama stürzt und muss ins Krankenhaus. Im Potsdamer Dom zünde ich eine Kerze für sie an. Kann mich schlecht daran gewöhnen, dass der nur an Gottesdiensten auf hat.
Montag dann nach Werder an der Havel, ein Ausflug den mir U. empfohlen hatte. Ich lerne, dass man hier gut Obstwein kaufen kann. Am Abend dann Essen bei einem Griechen in Schöneberg mit Southpark und Poux. Die beiden zu lange nicht mehr in echt gesehen, merke ich. Diskussion über Arbeit, Glauben, Familie und dass meine Dates keinesfalls immer romantische Dates sind. Was Leute sich so in Bezug auf Singles alles zusammen reimen, bzw. wie dieses Blog rezipiert wird (Ja, solche Dates gibt es auch, aber man findet hier auch anderes?). Beide möchten zur Tauffeier eingeladen werden und ich habe am Freitag tatsächlich ein Gespräch bezüglich Taufe bei den Benediktinern hier vor Ort (Nein, kein romantisches Date – Mönche!).
Dienstag dann ein Treffen mit F. , der dafür eine halbe Weltreise auf sich nimmt. Ich erhalte eine gute Führung durch die Freundschaftsinsel und lerne Bäume bestimmen. Auch hier lange Gespräche über seinen Glaubensweg. Nach dem Mittagessen besuchen wir noch die Ausstellung über Karl Foerster, der mir natürlich auch nicht bekannt war. F. lebt irgendwo am Ende der Welt, was ich nicht könnte, er ist aber am Abend froh wieder in der Stille zu sein.
Mittwoch Wannsee – wunderbar! Sogar ein FKK-Bereich, nichts ist lästiger als Sandkrümel aus Badeanzügen zu klopfen, insofern immer bevorzugt, wenn möglich.
Zu Hause allen möglichen Kram erledigen. Wäsche, Vespa in die Werkstatt, Straßenbeet aufhübschen. Die Krähen haben die Futteranlage geschrottet und ich besorge eine neue. Am Samstag zur Vesper in die Abtei, traue mich erstmals im Chorraum mitzusingen. Georg Waldmensch verspricht mir noch ein Foto meiner gepflanzten Sandbirke zu senden und: Freibad nun.
Potsdam / Berlin 1
Bemerkenswert wie man aufhört zu schreiben, wenn man betet. Weil man sich jetzt ja anders mitteilt. Eine Entwicklung, die mir nicht gefällt. Die alte Dame beim Frühstück sagt: Meinen Mann habe ich zu Hause gelassen, der will sich sowieso nicht bewegen. Sie erzählt von ihren Reisen und dass sie jährlich ein Fotobuch macht, damit sie später Erinnerungen hat, wenn es nicht mehr geht. Genauso mache ich es auch.
Eine kleine Gruppe zur Stadtführung. Das holländische Viertel, das einst Szene-Kneipen beherbergte ist nun durchsaniert und tot. Am alten Marktplatz an der Nikolaikirche will man mindestens 20% Wohnungen mit Mietpreisbundung schaffen, damit es nicht endet wie in Dresden an der Frauenkirche: Sobald abends die Touristen weg sind ist alles tot. Ich lerne was Günther Jauch und Hasso Plattner so alles spendeten. Ich flirte mit einer Spende für einen Ziegel in der Garnisionskirche. Mir war nie so bewusst wie stark Potsdam vom Militär geprägt war. Und die unterschiedlichen Geschmäcker des alten Fritz mit seinem Holländer-Fimmel und dem jungen Fritz mit seinem Italien-Fimmel.
Am Abend ein Blind-Date treffen mit Blueskyern im Biergarten an der Spree. Man täuscht sich nie: Die, die einem online sympathisch sind, sind es meistens auch in real. Ich erinnere mich an 2004. Ganze 20 Jahre ist es her, dass ich mit Southpark den Hamburger Wikipedia-Stammtisch gründete.
Samstag Vormittag dann Sanssouci. Das Teehaus ist immer wieder schön, leider wird in der Friedenskirche gerade aufgebaut für ein Konzert am Abend. Nachmittags das nächste Blind-Date-Treffen mit U. auf einen Kaffee. Er ist genauso warmherzig wie ich es erwartet hatte und erzählt einiges über sein Viertel.
Ein wenig ärgere ich mich, dass ich die Woche so mit Verabredungen voll geknallt habe, so habe ich nur einen Tag, an dem ich mich wirklich treiben lassen kann. Anderseits war das der Sinn der Reise: Leute treffen.
Hallo 2024
Erschreckend: Noch nichts gebloggt dieses Jahr. Irgendwann im Februar gemerkt, dass ich zwischen all den Leichen und platzenden Netzwerken ohne irgendwas Transzendentes nicht mehr auskomme. Verwirrend auch für mich selbst. Die Umgebung nimmt es gelassener als ich angenommen habe, nur ein hardcore-marxistischer Studienfreund scheint ernsthaft gekränkt. Ich denke, er liebt mich trotzdem. Also pendele ich zwischen Erkenntnis beim Lesen und Erfahrung beim Beten und Meditieren. Natürlich erst einaml das Vater Unser auf Arabisch und Plattdeutsch gelernt – wer möchte bitte auf Hochdeutsch beten? So eine kalte Sprache. Die dranhängenden Institutionen sind weniger aushaltbar, ich behelfe mir vorerst mit einem Tattoo. Die Orden scheinen mir halbwegs vernünftig. Pflege Kontakte zu den Benediktinern und den Kapuzinern. Es ist interessant die Glaubensgeschichten meines Umfeldes zu erfahren, zum Teil von Leute von denen ich gar nicht dachte, dass sie religiös wären. Aber alle sind sich einig: Gehe bloß nicht zu den Katholiken. Gefühlsmäßig sind diese mir allerdings näher, aber wenn man anfängt das Gehirn einzuschalten… Auf der Leseliste ein Buch zu Kampf und Kontemplation sowie Meister Eckhart für die Mysthik. Nach Ostern gibt es dann wieder säkularisiertes Lesefutter.
Der Nahost-Konflikt ist immer noch eine schmerzende Wunde: D. ist verschwunden, A. ist verschwunden., O. ist verschwunden. Heute gegen 4 in der Frühe so ein Gefühl des Verlassenseins. Schön aber, dass einige Beziehungen doch gehalten haben. Aber ich bin erschöpft und vermisse meine Tatkraft. Zwei Anfragen für Wahlämter abgelehnt. Wieder angefangen Poi zu tranieren, Nick Woolsey ist so ein unfassbarer Typ und ich arbeite seine Tutorials durch. Ein paar Leucht-Pois für das Spielen in der Nacht bestellt, zum Trainieren sind aber Socken-Pois erst einmal besser, weil sie schwerer und einfacher zu spielen sind. Der Frühling kommt und ich bepflanze das Straßenbeet. Auf der Reiseliste stehen Mallorca, Frankfurt, München und Berlin.
2023 in 33 Punkten – rekonstruiert an iPhoto
- In Rom beklaut worden / Toten Papst gesehen
- Aachener Dom
- Postkartenausstellung Altonaer Museum
- Beckmann Ausstellung München
- A. Geburtstag, Mama das letzte Mal gesehen
- Tagesausflug Cochem
- Mallorca
- Mama tot
- Tagesausflug Travemünde
- Geburtstagsbrunch mit J., S. und J.
- Tagesausflug Köln
- Konzert Saif Al-Khayyat
- CGs Ausstellung
- Wochenende Wuppertal
- Mamas Beerdigung
- Brunch mit J.
- Edelgurts Grab
- Mosel-Grillen mit A., K. und S.
- Erste-Hilfe-Kurs mit G.
- Eigenes Grab in Ohlsdorf / Grabstein CG
- Universitäts-Konzert mit S.
- Weinberg-Wanderung
- Garten der Frauen / Ohlsdorf
- Wittenberg / Luther / Cranach / Melanchton
- Madeira
- Neuberufenen-Workshop Ludwigshafen
- Aqua-Fitness-Weiterbilung / DLRG
- Tagesausflug Kyllburg
- Paris
- Domgang mit Puck
- Streik
- X-Mas-Garden Koblenz mit A.
- Travemünde / S. nach 15 Jahren wieder gesehen.