Archiv für den Monat: Dezember 2022

Zugnotizen

Warum sie immer was für andere machen würde und wann mal jemand etwas für sie, schreibt eine. Ich schreibe, das ist so, weil dass das Leben ist, das man haben will. Man will sich kümmern, um die Menschen, um die Welt. Und nicht bloß Arbeit und Fernsehen. Zwangsweise kostet das Kraft.

Am andern Tag, Madame A., fröhlich: Das ist ganz leicht!

Die Essgruppe in der Küche, noch aus Studienzeiten, ist nach 30 Jahren auseinandergefallen. Also eine neue für Januar bestellt.  Da ich zu den 5% der Deutschen gehöre, die nicht räumlich sehen können und somit kein dreidimensionales Vorstellungsvermögen habe, sind IKEA-Anleitungen für mich noch entsetzlicher als für andere Menschen. Die Kartons stehen in der Regel mehrere Tage herum bis ich mich aufraffe und unter stundenlangen Qualen und Fehlversuchen, Dinge zusammenbaue.

Madame A., fröhlich: Aber jeder braucht doch Hilfe!
Ich: Ach so.

Außerdem stellen wir fest, dass, wenn der Tisch aufgebaut ist, man da einen Raclette draufstellen kann. Es ist also abgemacht.

Engelchen

Am Wochenende mit der anderen A. mach Koblenz. Es ist saukalt, aber sie hat mich überredet, mir den Christmas Garden auf Ehrenbreitstein anzuschauen. Im wesentlichen Lichtinstallationen, ganz hübsch, aber für den richtigen Weihnachtsmarktkick muss man in die Stadt. A. kennt Koblenz nur aus dem Hochsommer, nur so kann ich mir erklären, dass sie bei diesen Temperaturen eine Vorliebe für einen Eisautomaten entwickelt. Gibt’s nicht, sage ich. Vorher stopfe ich Reibekuchen in sie rein. Sowieso dieses Jahr einen ganzen Weihnachtsmarkt-Marathon absolviert. Einmal mit der Arbeit (allgemein), einmal mit Chefin und Kolleg:innen, einmal mit einer Kollegin, einmal mit A. in Koblenz, einmal mit dem Personalrat und dann noch einmal mit Familie (to come). Was ich in den Region schätzen gelernt habe: Glühwein aus Weißwein. Schien mir als Fischkopp seltsam und eklig, ist es aber nicht.

Hamburg . Wir feiern mit der Familie wie letztes Jahr Weihnachten ein Wochenende vorher. Menschen, die das brauchen, schauen mich mitleidig an: Ach, dann bist Du Heiligabend ja ganz alleine, nein, also zu uns kannst Du leider nicht kommen (als wenn ich das wollen würde). Da es noch nach Rom gehen soll bin ich ganz froh, dass sich die Termine nicht stapeln. Ich gammel Weihnachten vor mich hin. Mit viel Essen.

Ich habe wenig Pläne für 2023, vielleicht weil dieses Jahr so viel war. Trotzdem kommt mir das mehr als seltsam vor, weil ich eigentlichn eine Planerin bin.

Wenn ich nichts mehr tippe: Guten Rutsch.

Dezembrige Drogenhühner, doo!

Seit langer Zeit mal wieder regelmäßig Zeichnen, da ich mich in einem Postkartenaustausch befinde, der mich dazu zwingt. Gar nicht schlecht vielleicht. Meinen Aufzeichnungen nach muss ich 2014/2015 das letzte Mal so eine Phase gewesen sein, in der ich regelmäßig gezeichnet habe. Von damals ausgebuddelt: Die Drogenhühner für Andreas. Er hat sie dann tatsächlich in seinem Hühnerstall aufgehängt und mir ein Foto von den Hühnern geschickt, die das Bild betrachten. Verzweifelt diese Fotografie gesucht und nicht wiedergefunden. Danach immer nur sporadisch mal was, wenn es einen Anlass gab: Ein Geburtstagsgeschenk für O., Neujahrgrüße, Postkarten dann und wann, die Tishreen-Revolution. Was auffällt: Es ist immer für jemand anderen und selten für mich.

Ich mag das Postkartenformat, es scheint mir begrenzt und händelbar.

In den Weihnachtsmodus tauchen: Kekse für O. backen, den Weihnachtsstern ans Fenser hängen, den Eisenbaum schmücken, online Geschenke bestellen und ein Päckchen Weihnachtskarten auch. Reibekuchen auf dem Weihnachtsmarkt essen, Weihnachtsmarktbesuche mit den unterschiedlichen Kreisen koordinieren. Ich spare nicht mit der Beleuchtung, wenn es draußen grau ist, muss es drinnen wärmen.

Rom vorbereiten, Tickets speichern, sich überlegen, was man sehen will. Die Reise ist seit 20 Jahren angedacht und stand auf den Dingen, die ich 2022 auf jeden Fall tun wollte. Seltsamerweise kaum Pläne für 2023, was ungewöhnlich ist (für mich). Lediglich ein Bildungsurlaub im August. Ich höre einen Podcast mit Sultan Sooud Al-Qassemi, der mich die Emirate vermissen lässt. Doch der letzte Sommer hinterließ keine Flugscham in dem Sinne, sehr wohl aber ein Bewusstsein dafür, unnötige Flugreisen vielleicht doch zu vermeiden? Aber es gibt Dinge, die die Seele überleben lassen und bei mir ist es eben das Unterwegssein. Ich pflanze zum Ausgleich ein paar Bäume, was mich daran erinnert, dass ich zu der Gesellschaftsschicht gehöre, die sich das finanziell leisten kann.