Warum denn in den 80ern alles leichter war, will ich wissen. Da war der Krieg nicht konkret da, sagt er. Sie will von mir etwas über Psychopharmaka wissen, ich sage ihr, dass man die nicht braucht, wenn man strukturell keine Probleme löst. Sie macht immer noch jeden Tag Überstunden. Ich suche Dinge für sie, die sie am Abend tun kann und die sie gedanklich ablenken.
Am anderen Tag M.’s Beteuerungen wie gut sie doch klar käme und die offensichtlichen Anzeichen, dass dem nicht so ist. Sag P. er soll den Kühlschrank auswischen, wenn er zum Putzen kommt, sage ich, während ich abgelaufene Lebensmittel wegschmeiße. Wir fahren gemeinsam in die Stadt, sie kann jeweils ein Stückchen gehen, muss sich aber viel setzen. Das Herz. Am Jungfernsteig finde ich den Fahrstuhl nicht und sie muss die Treppen steigen. Es gibt nur einen auf den U-Bahnsteigen merke ich später, nicht bei der S-Bahn. Sie freut sich über den Blick auf das Rathaus, den Blick auf die Alster und die Tasse Kaffee, die wir trinken. Das schlechte Gewissen, dass ich nicht öfter da bin. Als ich frage, ob ich Ostern wieder kommen soll, scheint sie das nich zu interessieren. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Verständnis von Zeit und Planungen gehen weiter verloren.
Am nächsten Tag im Zug mit mir selbst sprechen. Nur im Gedanken, ich bin nicht nicht alleine im Abteil: Ich muss gedanklich mit jemand anderem abschließen, aber es ist immer so ein Loch, wenn man mit etwas aufhört. Jedes Mal ein kleiner Tod. Lückenfüllpläne schmieden. Das ist einfach viel zu oft so. You deserve better, hatte O. mal gesagt. Manchmal denike ich das auch, nur denkt das Leben das meistens nicht.