Archiv für den Monat: September 2021

Da unten

Ein Blick aus dem Hotelfenster Mitte Juni in Bonn. Der Moment als sich die Welt ver-rückt anfühlte. Ihr lügt euch in die Tasche, dachte ich, wenn ihr denkt, dass alles wieder in Ordnung kommt. Wie ihr da lauft in eurem Glauben.

Was später war, das habe ich nur geträumt. Als Wunsch in meinem Kopf – jemand, der mitkommt. Neblig die Erinnerung & flieg jetzt fort, ja?

Du hast halt nichts als Scheiße im Kopf.

(Edit: Als würden sie an mir ziehen, so vom Nebel weg: Liegt eine Postkarte von M. im Kasten und P. schreibt aus L.A. Sie will nächsten Sommer nach Deutschland kommem und mich sehen. Mich. Nächsten Sommer.)

(Edit 2: Das wesentliche Gefühl 2021: Dass man sich durch dieses Leben durchprügelt.)

New cookies

The first cookies baked this year. The first in the morning with walnuts and white coverture, the others in the evening with blueberries and lemons. Here are the recipes.

Otherwise slept in the sun in a park, every second of the sun is now taken away.

Blueberry-lemon cookies

½ organic lemon
125 g soft butter
150 grams of sugar
1 packet of vanilla sugar
salt
1 egg (M)
200 g flour
1 teaspoon Baking powder

Rub the zest from the lemon. Mix all ingredients, form biscuits and bake at 180 degrees for 20 minutes.

Walnut cookies

100 g white couverture
40 g walnut kernels
100 g soft butter
100 g of sugar
2 teaspoons of vanilla sugar or 1 teaspoon of vanilla extract
1 egg (M)
1 teaspoon baking powder
200 grams of flour

Chop the walnuts and coverture and mix with the remaining ingredients. Shape biscuits and place them on the baking sheet at intervals. Bake for 8 minutes at 200 degrees.

Maps and index cards

The train stopped in Koblenz for half an hour and in Hamburg I am thrown from the subway because a madman is threatening the citizens and the police with a knife.

Before family obligations stoped me, I visited the Museum am Rothenbaum. There is an exhibition on cartography and color. After months of staring at the chronoscope, the real maps overwhelmed me.

The five Chinese phases, wuxing, have been incorporated into a Korean map. Red is the south, the west is white, black is the north, green is the east and yellow is the center.

I spend a long time in front of a pictorial map of Wutaishan, a Buddhist pilgrimage site about 350 km from Beijing. The pictorial maps are my favorite anyway, I could look at them for hours.

I learned that iron gall ink was made of iron and oak galls that are caused by chemicals injected by the larva of certain kinds of gall wasps.

In an adjoining room there is an exhibition about the women who worked in the museum at the beginning of the 20th century and who inventoried and drawn the museum pieces. Little biographical information and personal testimonies have been received from the women, but many have attended the arts and crafts school in Hamburg.

Henriette „Henny“ Wagener

Initially, from 1905, a male research assistant was entrusted with the inventory of the objects, but was replaced by female technical assistants from 1907. They earned 100 marks a month, which was half the pay of a male research assistant. The Hamburg Museum was the first in Germany to employ women as assistants. A draftswoman created index cards for 1,500 objects on average each year.

D-Dorf I

„Da waren wir letztzes Jahr auch… oder in Duisburg… oder in Dortmund… ich kann die ganzen Städte mit D nicht auseinander halten“, schreibt die Schwägerin. Gut, dass das in Duisburg oder Dortmund niemand weiß, denke ich bloß. Ich war noch nie in Düsseldorf, doch sein Ruf ist denkbar mies, nur reiche Schnösel dort. Kölner hassen es. Aber mir gefällt die Aussicht auf moderne Architektur und dass es von meinem Dorf meiner Stadt aus halbwegs erreichbar ist. Ich reise mit einem Granatapfel-Sämling, der zu klein und wurzellos ist, um über das Wochenende bewässert zu werden. Pflanzen-Reisende sind gute Reisende. Ich traf mal eine sehr nette junge Frau mit Zitronenpflanzen in der Bahn.

Ich lerne: Düsseldorf hat eine große japanische Cummunity, überall gibt es Restaurants mit wunderbarem Essen. In einem japanischen Supermarkt kaufe ich eine Süßigkeit, die köstlich schmeckt. Auch lerne ich: Horden kreischender Teenager sind eine Pest, sowieso das viele junges Partyvolk, auch im Hotel.

Am nächsten Tag frühstücke ich um 7, damit ich den jungen Hipstern aus dem Weg gehe. Das Buch trage ich mit mir, um einen Tisch zu besetzen. Das Handtuch-Buch, wichtiger Begleiter aller Alleinreisenden. Nach dem Frühstück dann doch sehr faul. Ich brauche Zeit, um mich auf den Weg zu machen. Jemand hat auf einer Wand mit Kreide ein Pamphlet mit Anweisungen und Telefonnummern hinterlassen. Tüte Milch besorgen. Menschenfleischhändler. Die Ampeln haben eine viel zu kurze Grünphase und einen aggressiven gelben Balken, der einen darauf hinweist, dass das Recht sich auf der Fahrbahn zu befinden bereits erloschen ist. So auffällig: Die Diskrepanz zwischen den zahlreichen Penner auf der Straße und den fetten Karren, die geräuschvoll an der Ampel beschleunigen. Google betrügt mich, dort wo Leysieffer (Meersalzschokolade!) sein sollte befindet sich jetzt eine andere Chocolaterie, ich kaufe trotzdem eine Tüte frische Schokolade (Zartbitter-Chilli, Weiß-Haselnuss, Vollmilch- Mandelsplitter). Ich lande gar nicht bei Architektur, sondern auf den Rheinwiesen. Die Woche steckt mir in den Knochen und ich schlafe unter einem Baum erst einmal wieder ein. Um mich herum laufen Menschen und sammeln Müll, irgendeine Mach-deine-Stadt-schöner-Aktion. Auf dem Rückweg streife ich die Kö, ein kompletter Stress auf einen Samstag, obwohl ich schon neugierig gewesen wäre. Zumindest einmal von der Seite Schuhe für 2000 Euro. Vor den Restaurants stehen lange Schlangen und warten auf einen Tisch. Ich werde später essen. Für fünf Minuten laufe ich einer Frau mit einem wunderbaren Parfum hinterher.