FFM again

Mit Frankfurt verbindet mich jetz eine 20jährige Geschichte, begonnen mit der Wikimania 2005 über ein Referendariat einer Freundin bis hin zu einer weiteren syrischen Freundin, die erst in Trier lebte und nun dort bei der Commerzbank arbeitet. Bestimmte Rituale haben sich eingeschlichen, so dass Dumpling-Essen bei Aunty Zongs Noodle Bar und der Besuch des Palmengartens. Neu hinzu kommt der Besuch des Kapuziner-Klosters, direkt am Hauptmarkt gelegen. Eine Kerze anzünden, später merken, dass man da eigentlich keine Fotos machen darf, aber ich mag das Mosaik im Innenhof so, ich glaub, das ist der Dornenbusch, der da rechts oben brennt? Jedenfalls alles modern, man kann jetzt auch mit EC-Karte spenden und muss nicht Münzen oder sonstwas einwerfen.

Eine neue Entdeckung: Der Haupfriedhof. Ich habe erst Probleme, Adorno zu finden, aber eine tapfere Pilgerin lässt sich nich abbringen. Schopenhauer finde ich schnell, sein Grab ist aber nicht besonders schön. Irgendwann beschlossen, mich perspektivisch von meinen 15 Parfums zu trennen und nur noch wenige, teure zu besitzen. Dementsprechend auf der Zeil einen Zerstäuber und Nachfüllampullen Chanel No. 5 gekauft. Ein Gefühl wie damals, als ich mir einen Waldmann-Füller kaufte, ein teures Schreibgerät, das man auch den Rest des Lebens haben wird. Auf der Zeil treffen sich Hare Krishnas, Palästina-Demonstranten, missionierende Salafisten und ein riesiger Kostüm-King-Kong. Also alles wie immer. Im Palmengarten sind keine Schmetterlinge im Schmetterlingsgarten, wahrscheinlich ist gerade eine Kohorte verstorben und die neue noch nicht geschlüpft. Die Dumplings sind köstlich wie immer.

Zu Hause weniger erfreulich die Ergebnisse der Blutuntersuchung: Leberwerte und Cholesterin zu hoch, ich soll einen Termin für eine Ultraschalluntersuchung des Bauches machen, was ich aber auf nach den Urlaub verschiebe. Wenn es eine Fettleber ist, läuft das auf Diät hinaus und dazu habe ich dann erst später Lust. Bestelle aber schon mal ein entsprechendes Kochbuch. Das letzte Hemd hat keine Taschen, deshalb heute mit den Damen ins Paulaner Wirtshaus, Bier trinken und Leberkäse essen. E. zum ersten Mal in unserer Runde dabei. Wir schreiben zusammen an einem Projektantrag. S. redet mir gut zu, sie lebe schon eine halbe Ewigkeit auf Diät (Neurodermitis), auch damit ließe sich leben. Ich fühle den Sommer noch immer nicht richtig. Heute zum ersten Mal die Krähen am Straßenbeet gesehen, ein kurzer Hüpfer im Herzen. Langsam in die Planung für die Tage in der nächsten Woche (Urlaub) gehen: Ein Telefonat mit N., die jetzt schon über ein Jahr krank ist, ein Arztbesuch, Massage, ein Abendessen mit M., eine Andacht bei den Jesuiten (die hatte ich noch nicht, aber Bruder X. hat sie mir in Hamburg empfohlen). Immer noch die Vorstellung über Tage, an denen ich einfach nichts habe und mich nur treiben lasse. Aber ich bin in so vieles eingebunden, dass das kaum etwas wird. Übernächste Woche vielleicht.

Vom Wochenende + 2 Tage

Weil die Wahl in Frankreich so unsäglich ist, betreibe ich Realitätsflucht mit einer Dokumentation über Peter Lindbergh. Besonders beeindrucken mich die Bilder von Anna Nicole Smith, die ich als Person komplett verdrängt hatte. Ein Playboy-Bunny, das bei H & M-Werbung machte und vor allem Schlagzeilen, weil sie einen 89jähringen heiratete, der ihr nie ietwas vermachte. Lindbergh schaffte ihre Würde zu zeigen. In keinem seiner Bilder sieht ein Model aus wie ein Objekt, es gibt nur Subjekte. Bestelle also ein Buch.

Samstag das erste Mal seit langer Zeit wieder einen Erste-Hilfe-Kurs gegeben. Zwei Kameraden aus Kaiserlautern sind dabei, die hospitieren. G. ist am Anfang etwas nervös, ist aber ein großer Entertainer. Wir spielen uns die Bälle gegenseitig zu. Am Abend endlich ein Gewitter. Ich sitze auf dem Balkon und versuche Blitze zu fotografieren, so verpasse ich das Spiel. Mich am Sonntag weiter durch den Ratzinger gequält, der mir nicht liegt, aber ich habe mir vorgenommen, ihn durchzulesen.

Am Montag hole ich die Vespa ab, die bereits abends wieder den Geist aufgibt. Ich komme problemlos zur Abtei, schaffe aber auf dem Rückweg nicht mehr als 20 km/h. Herr X. reicht zudem nicht ein, was er hätte einreichen sollen und so kann ich nicht weiter arbeiten – Wut lässt mich die halbe Nacht nicht schlafen, als hätte irgendjemand etwas davon. Morgens wieder in die Werkstatt und ein Telefonat mit Herrn X., das mich ein wenig ruhig werden lässt. Zum Mittag Gespräch mit A. wie es sein kann, dass die Menschen ihre hart erkämpfte Freiheit so gerne wegwerfen. Sie meint, Europa sei im Abstieg und die Leute wissen das. Und das sei eben ihre Reaktion. Zum Feierabend lese ich einen schönen Satz, der von mir hätte sein können: „Für mich ist es so, dass das Leben immer spannend ist, weil ich dieses Überraschungsherz habe.“

Der kleine Knoblauch

Lächerlich winzig sind die Knollen des Knoblauchs, den ich im Oktober gepflanzt habe. Doch sie schön und schmecken hoffentlich auch.

Seit 10 Tagen steht die Futterstation für die Krähen nach nachbarlichen Auseinandersetzungen im Straßenbeet und hat dort Gottes Segen, jedenfalls hat sie bisher niemand geklaut.

Vor beginnender Urlaubszeit noch ein Treffen mit Bruder X. Wir haben uns auf einen Modus von offenen Fragen und Diskussion von Texten verständigt. Meine Fragen sind diesmal:

  1. Wo ist das lege in ora et labora (et lege) geblieben?
  2. Wie kommt der Unterschied von 73 und 66 Büchern zwischen katholischen und evangelischen Bibeln zustande?
  3. Hat jeder Mensch eine Berufung, auch die in Flüchtlingslagern?
  4. Warum isst man Oblaten bei der Eucharistie und kein ungesäuertes Brot?
  5. Ich dachte Messwein wäre rot – wieso ist der oft weiß?
  6. Warum gibt es manchmal ein oder zwei Ewige Lichte?
  7. Muss man den Rosenkranz nach Vorschrift beten oder kann man ihn einfach so als Gebetskette nehmen?
  8. Wie ist das Verhältnis von Führung und Eigenverantwortung?
  9. Die Trinidentinische Messe ist vom Ritusablauf ja eigentlich ganz nett, hatte es also politische Gründe, sie wieder ganz zu verbieten?

Weiter in „Einführung in das Christentum“ gelesen. Ich tue mich immer noch mit Ratzingers schwarz-weiß denken schwer, an einer Stelle behauptet er ensthaft, christliche Mystik wäre kein Christentum (Hallo, Eremiten?). Werde ihn aber fertig lesen.

Beim Arbeitgeber angefragt, ob ich nächsten Sommer 2 Monate unbezahlten Urlaub haben kann, ich möchte gern zur Seemannsmission in Hamburg oder irgendwo anders Basisarbeit machen. Könnte mir auch Obdachlosenarbeit bei den Kapuziner in Frankfurt oder den Franziskanern in Berlin vorstellen. Meine Chefin hat es nicht grundsätzlich abgelehnt, aber die gesamte Hochschulleitung muss zustimmen. Das sehe ich noch nicht.

Heute nochmal brav zur Urne gelatscht, Stichwahl der Ortsvorsteher. Zur Europawahl war ich Briefwahlunterlagen auszählen. Eine schöne Schicht von 12 Uhr mittags bis 0:30 Uhr in der Nacht. Am nächsten morgen gedacht, dass ich das nicht wieder mache. Aber ich glaube: eigentlich ,vermutlich, – doch.

Der Dauerregen verführt mich zu einer Sünde und ich buche doch noch eine Flugreise; Fuerteventura im November. M. freut sich, dass sie Besuch bekommt, sie wanderte vor 30 Jahren dorthin aus. So lange kennen wir uns jetzt schon. Und ich schulde ihr noch ein Essen.

Der Rest von Berlin und der Woche

Ein schöner sonniger Sonntag mit Frau Mama Wir trinken Kaffee, suchen eine Hinterhofkirche und finden sie nicht und schauen die Ausstellung über Elefantine. Ich kaufe natürlich viel zu viele Bücher, aber ist ja Urlaub, nicht? Später die Woche noch böser Unfall im Hause Mama – ihre Mama stürzt und muss ins Krankenhaus. Im Potsdamer Dom zünde ich eine Kerze für sie an. Kann mich schlecht daran gewöhnen, dass der nur an Gottesdiensten auf hat.

Montag dann nach Werder an der Havel, ein Ausflug den mir U. empfohlen hatte. Ich lerne, dass man hier gut Obstwein kaufen kann. Am Abend dann Essen bei einem Griechen in Schöneberg mit Southpark und Poux. Die beiden zu lange nicht mehr in echt gesehen, merke ich. Diskussion über Arbeit, Glauben, Familie und dass meine Dates keinesfalls immer romantische Dates sind. Was Leute sich so in Bezug auf Singles alles zusammen reimen, bzw. wie dieses Blog rezipiert wird (Ja, solche Dates gibt es auch, aber man findet hier auch anderes?). Beide möchten zur Tauffeier eingeladen werden und ich habe am Freitag tatsächlich ein Gespräch bezüglich Taufe bei den Benediktinern hier vor Ort (Nein, kein romantisches Date – Mönche!).

Dienstag dann ein Treffen mit F. , der dafür eine halbe Weltreise auf sich nimmt. Ich erhalte eine gute Führung durch die Freundschaftsinsel und lerne Bäume bestimmen. Auch hier lange Gespräche über seinen Glaubensweg. Nach dem Mittagessen besuchen wir noch die Ausstellung über Karl Foerster, der mir natürlich auch nicht bekannt war. F. lebt irgendwo am Ende der Welt, was ich nicht könnte, er ist aber am Abend froh wieder in der Stille zu sein.

Mittwoch Wannsee – wunderbar! Sogar ein FKK-Bereich, nichts ist lästiger als Sandkrümel aus Badeanzügen zu klopfen, insofern immer bevorzugt, wenn möglich.

Zu Hause allen möglichen Kram erledigen. Wäsche, Vespa in die Werkstatt, Straßenbeet aufhübschen. Die Krähen haben die Futteranlage geschrottet und ich besorge eine neue. Am Samstag zur Vesper in die Abtei, traue mich erstmals im Chorraum mitzusingen. Georg Waldmensch verspricht mir noch ein Foto meiner gepflanzten Sandbirke zu senden und: Freibad nun.

Potsdam / Berlin 1

Bemerkenswert wie man aufhört zu schreiben, wenn man betet. Weil man sich jetzt ja anders mitteilt. Eine Entwicklung, die mir nicht gefällt. Die alte Dame beim Frühstück sagt: Meinen Mann habe ich zu Hause gelassen, der will sich sowieso nicht bewegen. Sie erzählt von ihren Reisen und dass sie jährlich ein Fotobuch macht, damit sie später Erinnerungen hat, wenn es nicht mehr geht. Genauso mache ich es auch.

Eine kleine Gruppe zur Stadtführung. Das holländische Viertel, das einst Szene-Kneipen beherbergte ist nun durchsaniert und tot. Am alten Marktplatz an der Nikolaikirche will man mindestens 20% Wohnungen mit Mietpreisbundung schaffen, damit es nicht endet wie in Dresden an der Frauenkirche: Sobald abends die Touristen weg sind ist alles tot. Ich lerne was Günther Jauch und Hasso Plattner so alles spendeten. Ich flirte mit einer Spende für einen Ziegel in der Garnisionskirche. Mir war nie so bewusst wie stark Potsdam vom Militär geprägt war. Und die unterschiedlichen Geschmäcker des alten Fritz mit seinem Holländer-Fimmel und dem jungen Fritz mit seinem Italien-Fimmel.

Am Abend ein Blind-Date treffen mit Blueskyern im Biergarten an der Spree. Man täuscht sich nie: Die, die einem online sympathisch sind, sind es meistens auch in real. Ich erinnere mich an 2004. Ganze 20 Jahre ist es her, dass ich mit Southpark den Hamburger Wikipedia-Stammtisch gründete.

Samstag Vormittag dann Sanssouci. Das Teehaus ist immer wieder schön, leider wird in der Friedenskirche gerade aufgebaut für ein Konzert am Abend. Nachmittags das nächste Blind-Date-Treffen mit U. auf einen Kaffee. Er ist genauso warmherzig wie ich es erwartet hatte und erzählt einiges über sein Viertel.

Ein wenig ärgere ich mich, dass ich die Woche so mit Verabredungen voll geknallt habe, so habe ich nur einen Tag, an dem ich mich wirklich treiben lassen kann. Anderseits war das der Sinn der Reise: Leute treffen.

Hallo 2024

Erschreckend: Noch nichts gebloggt dieses Jahr. Irgendwann im Februar gemerkt, dass ich zwischen all den Leichen und platzenden Netzwerken ohne irgendwas Transzendentes nicht mehr auskomme. Verwirrend auch für mich selbst. Die Umgebung nimmt es gelassener als ich angenommen habe, nur ein hardcore-marxistischer Studienfreund scheint ernsthaft gekränkt. Ich denke, er liebt mich trotzdem. Also pendele ich zwischen Erkenntnis beim Lesen und Erfahrung beim Beten und Meditieren. Natürlich erst einaml das Vater Unser auf Arabisch und Plattdeutsch gelernt – wer möchte bitte auf Hochdeutsch beten? So eine kalte Sprache. Die dranhängenden Institutionen sind weniger aushaltbar, ich behelfe mir vorerst mit einem Tattoo. Die Orden scheinen mir halbwegs vernünftig. Pflege Kontakte zu den Benediktinern und den Kapuzinern. Es ist interessant die Glaubensgeschichten meines Umfeldes zu erfahren, zum Teil von Leute von denen ich gar nicht dachte, dass sie religiös wären. Aber alle sind sich einig: Gehe bloß nicht zu den Katholiken. Gefühlsmäßig sind diese mir allerdings näher, aber wenn man anfängt das Gehirn einzuschalten… Auf der Leseliste ein Buch zu Kampf und Kontemplation sowie Meister Eckhart für die Mysthik. Nach Ostern gibt es dann wieder säkularisiertes Lesefutter.

Der Nahost-Konflikt ist immer noch eine schmerzende Wunde: D. ist verschwunden, A. ist verschwunden., O. ist verschwunden. Heute gegen 4 in der Frühe so ein Gefühl des Verlassenseins. Schön aber, dass einige Beziehungen doch gehalten haben. Aber ich bin erschöpft und vermisse meine Tatkraft. Zwei Anfragen für Wahlämter abgelehnt. Wieder angefangen Poi zu tranieren, Nick Woolsey ist so ein unfassbarer Typ und ich arbeite seine Tutorials durch. Ein paar Leucht-Pois für das Spielen in der Nacht bestellt, zum Trainieren sind aber Socken-Pois erst einmal besser, weil sie schwerer und einfacher zu spielen sind. Der Frühling kommt und ich bepflanze das Straßenbeet. Auf der Reiseliste stehen Mallorca, Frankfurt, München und Berlin.

2023 in 33 Punkten – rekonstruiert an iPhoto

  1. In Rom beklaut worden / Toten Papst gesehen
  2. Aachener Dom
  3. Postkartenausstellung Altonaer Museum
  4. Beckmann Ausstellung München
  5. A. Geburtstag, Mama das letzte Mal gesehen
  6. Tagesausflug Cochem
  7. Mallorca
  8. Mama tot
  9. Tagesausflug Travemünde
  10. Geburtstagsbrunch mit J., S. und J.
  11. Tagesausflug Köln
  12. Konzert Saif Al-Khayyat
  13. CGs Ausstellung
  14. Wochenende Wuppertal
  15. Mamas Beerdigung
  16. Brunch mit J.
  17. Edelgurts Grab
  18. Mosel-Grillen mit A., K. und S.
  19. Erste-Hilfe-Kurs mit G.
  20. Eigenes Grab in Ohlsdorf / Grabstein CG
  21. Universitäts-Konzert mit S.
  22. Weinberg-Wanderung
  23. Garten der Frauen / Ohlsdorf
  24. Wittenberg / Luther / Cranach / Melanchton
  25. Madeira
  26. Neuberufenen-Workshop Ludwigshafen
  27. Aqua-Fitness-Weiterbilung / DLRG
  28. Tagesausflug Kyllburg
  29. Paris
  30. Domgang mit Puck
  31. Streik
  32. X-Mas-Garden Koblenz mit A.
  33. Travemünde / S. nach 15 Jahren wieder gesehen.

Letzte Tage

Anfahrt von 13 Stunden mit insgesamt 5 verschiedenen Zügen bis Hamburg. Die Weiterfahrt am nächsten Morgen ans Wasser dann umso unaufgeregter. Ich wollte an Heiligabend zur Messe, leider versagte das elektronische Türschloss und so blieb ich, wo ich war. Am nächsten Tag kam der Vermieter mit einer Flasche Bestechungs-Sekt aus Hamburg und reparierte es. Besuch 1: Bruder und Schwägerin. Wir regnen beim Strandspaziergang durch, behelfen uns aber mit Spielen und warmen Getränken. Ich bekomme eine Schwimmbad-Karte und einen gemeinsamen Besuch im Planetarium. Am nächsten Tag dann S. Seit 15 Jahren nicht mehr gesehen, gut, dass es trotzdem funktioniert. Bisschen neidisch, sie hat einen Job im Norden (Kiel) ergattert, unbefristet, Wissenschaft. War aber fast 3 Jahre arbeitslos. Spazieren, Grünkohl essen, reden über die politische Lage, unsere Lebensverhältnisse, Nahostkonflikt, postkolionale Theorien.

Auf dem Priwall war mal eine Pferderennbahn und ein Flughafen, lerne ich. Ich umrunde die Halbinsel diesmal anders herum. Auch hier steht das Wasser überall hoch. Ich bereue heute eine helle Hose angezogen zu haben. Ich befrage Google und stelle zum hundersten Mal fest, dass ich mir sowieso keine Eigentumswohnung leisten kann, nein, auch und schon gar nicht am Meer. Dass die Grenze so nah war, war mir gar nicht bewusst. Mario B. war 1989 der letzte Ostseeflüchtling, er schwamm 20 Stunden von Boltenhagen nach Travemünde. Vielleicht ein Ausflug dorthin morgen, es wirkt ein bisschen verschlafen und ganz schön. Besuch 3 steht auch noch aus. J. mit Saunawunsch. Die guten Vorsätze fürs neue Jahr gehe ich dieses Jahr noch an: Eine Online-Lesegruppe, zunächst mal zu Klemperer.

Abends dann in der Tagesschau festgestellt, dass der Nachbarort (Hodenhagen) der Verwandschaft abgesoffen ist. Beim Telefonat Heiligabend hieß es noch, man kenne das Hochwasser ja. Die Deiche sind aber wohl immer noch stabil, teilt man mir dann auf Nachfrage mit. Bisschen beruhigt.

Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst

Das Weltgeschehen macht mich sprachlos, aber Frau Catoniques Post erinnert mich daran, dass dieses Weblog noch existiert. MH’s Adventskalender hält es nicht viel anders: Was soll man noch sagen? Der Liebhaber riesiger Tische im Kreml. Das größte antisemitische Massaker seit dem Holocaust. Von all dem anderen ganz zu schweigen. Im Ernst: Was soll man denn noch sagen?

Hier ist der Wunsch sehr groß, das Weltgeschehen zu verlassen, doch der geplante Klosteraufenthalt Anfang Januar platzt und wird umgehend durch einen neuen Klosteraufenthalt ersetzt: Ich mag Maria Laach sehr.

Ich blättere das Papiertagebuch durch, ob es etwas gäbe, was hier zu sagen wäre: – Nein. In Koblenz kaufe ich ein neues Tagebuch für 2024, tauschte mich kurz mit M. darüber aus, dann ist auch er verschwunden. Ein Schreib-Retreat sagt er, man sehe sich in der 2. Januarwoche. Dieser Zustand in dem man keinen Einfluss auf den Weltenlauf hat, aber der einen auch nicht los ins Private lässt. B. schreibt, sie könne ihren Alltag nicht einfach fortsetzen und fühle sich schuldig. Ich freue mich über jeden von „der anderen Seite“ mit dem ein Austausch noch möglich ist.

M2 kämpft mit Weihnachtslichtern gegen das Draußen an, so halte ich es auch. Zum ersten Mal zünde ich auch eine Channukia an. Alles braucht jetzt viel Licht. Und die Routine von Weihnachtsvorbereitungen, auch wenn ich Weihnachten gar nicht fühlen kann.

Ja, es sind natürlich Dinge passiert: Die Schokoladenmessen in Paris, der Dom-Gang mit P., die Stadtbibliothek mit den Kölnern, der Streik in Mainz, das Treffen mit A. in Koblenz, diverse Weihnachtsmarktgänge, Keksbackereien, Kartenzeichnereien, Geschenke usw. Aber eigentlich möchte ich nur noch an die See und dann ins Kloster.

Bald.