Distanzen

Auf dem Rückweg mache ich Frieden mit dem Stress der letzten beiden Wochen. Ich finde mich mit diesem Winter ab, der eben wieder das beste aus dem machen wird, was eben möglich ist. Und ich beginne konkrete Pläne zu machen wie das aussehen soll. Ich verließ Trier am Freitag und wie immer tat mir ein Ortswechsel gut, um die Dinge auf Distanz zu bekommen. Der ganze Irrsinn der Planlosigkeit der Politik und die Gleichgültigkeit gegenüber den Toten. Ich schlief die erste Nacht 8 Stunden und am nächsten Nachmittag noch mal 3, so sehr hatte mich das alles aufgeregt

Mit E. und R. einen Weihnachtsmarkbesuch geplant, aber die Schlangen davor sind so lang, dass wir uns für ein Essen in einer Außengastronomie entscheiden. R. ist Wintermuffel und quengelt, dass ihm das zu kalt wäre, aber wir finden dann etwas mit Heizpilz. Die beiden haben im letzten Jahr genug Federn gelassen und versuchen, die ganze Situation nicht so an sich rankommen zu lassen. Selbstschutz hat Priorität, sagt E. Wir laufen nach dem Essen durch das Gereons-Viertel und sie zeigen mir das Gehrling-Quartier, auf dem die ehemaligen Versicherungsgebäude nun Wohungen sind. Sie scheinen mir als Wohnungen wenig schön, aber ich nehme mir vor, das ganze noch einmal bei Tageslicht zu beschauen, wenn es sich ergibt.

Am nächsten Tag werde ich gut von D. bekocht, wofür ich sehr dankbar bin: Spaghetti mit Meeresfrüchten. Während ich mit Rezepten zumindest immer eine grobe Richtschnur brauche, kocht D. nach Schnauze und das nicht einmal schlecht, weshalb ich heimlich neidisch bin. Ich merke den Wein sehr schnell, halte mich aber bei den Gesprächen tapfer. D. lebt ganz durch den Kopf, jedenfalls kommt es mir so vor. Das muss also so die Art sein, wie Intellektuelle Gespräche durch die Nacht führen, denke ich. Der Wein hilft jedenfalls dabei, mir um meine eigene Intellektualität nicht allzu viel Gedanken zu machen. Wir reden lange über das Schreiben, das Lesen und die unmittelbare Erfahrung. Beim Abschied sage ich, komme doch mal nach Trier, aber er wirkt nicht sehr enthusiastisch. Ob wegen mir oder Trier, kann ich nicht sagen. Mein Optimismus nimmt ihn aber in die Liste für Korrespondenzen auf.

Korrespondenzen dann auch Zug: Mit meiner Cousine, D. und dem Vermieter für den Silvester-Urlaub.